09. Juni, Kassel. Unter dem Motto „Zukunftsperspektiven erkämpfen“ gingen auch am Mittwoch wieder viele junge Menschen auf die Straße, um für bessere Bildung zu streiken. Bei der genauen Zahl der Demonstranten gehen die Meinungen auseinander. Die Veranstalter selbst, das Bündnis Zukunftsperspektiven erkämpfen spricht von 2500 Beteiligten, die Polizei reduziert diese Zahl stark auf etwa 1200 Schüler, Studenten und Auszubildende. Trotz dieser stark auseinander gehenden Zahlen sprechen Medien von der größten Demonstration in Hessen.
Gemeinsam forderten sie 10% mehr, die zu den derzeitigen Ausgabe für Bildung hinzukommen, Chancengleichheit und dass sich die Gesellschaft dahin gehend verändert, dass sie sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.
Neu bei diesem Bildungsstreik war, dass Jugendliche aus allen Bereichen in dem neu gegründeten Bündnis vertreten waren. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) für die Studierenden, der Stadtschülerrat für die Interessen der Schüler und einige Gewerkschaftsjugenden, um die Auszubildenden Kassels zu vertreten, saßen gemeinsam an einem Tisch. Nach einer offenen Aktionskonferenz, bei der alle Interessierten gemeinsam mit anderen ein Interessenspapier ausarbeiten konnten, begann eine offene Streik-Orga-Gruppe in den letzten Wochen den Streik vorzubereiten – und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Gegen halb zehn trafen sich etwa 800 Schülerinnen und Schüler aller Schulen Kassels vor dem Rathaus. Nach einem kurzen Redebeitrag der Schülervertretung zogen die Schüler gemeinsam weiter zum Holländischen Platz, wo sie die Studierenden der Universität Kassel abholen wollten. Auf dem Weg dorthin veranstalteten sie mit Trillerpfeifen und Sprechchören einen ohrenbetäubenden Lärm, der für allgemeine Aufmerksamkeit sorgte. Im Zentrum ihrer Kritik standen die angekündigten Einsparungen bei der Bildungspolitik, die Schulzeitverkürzung G8. Desweiteren verlangten sie nach einer echten Lernmittelfreiheit und Chancengleichheit.
Am Holländischen Platz, wo die Schüler die Studenten abholen sollten, hatte Oliver Schmolinski, Sprecher des Astas in einem Redebeitrag bereits die Forderungen der Studierenden angesprochen. Sie forderten unter anderem mehr Mitbestimmung, die Entzerrung der Prüfungszeiten und weniger Prüfungsbelastung und angemessene Verhältnisse zum Unterrichten und Lernen. Auch bei ihnen waren die schon beschlossenen Kürzungen für Hochschulen stark in der Kritik.
Bereits am Holländischen Platz trafen einige Auszubildende zu Schülern und Studenten hinzu, am Philipp-Scheidemann-Haus sollten weitere folgen. Ihre Kernforderung war die Unbefristete Übernahme aller Studenten, da in den meisten Betrieben keine hundert prozentige Übernahme gewährleistet ist.
Am Philipp-Scheidemann-Haus gab es mehrere Aktionen, wie beispielsweise ein kurzes Konzert des schweizerischen Künstlers Kanckeboul und eine kürzere Redebeiträge.
Nach einiger Zeit Aufenthalt zog der gesamt Zug aus Schülern, Studenten und mittlerweile auch einer Vielzahl an Auszubildenden weiter Richtung Wiener Straße. Heftig in der Kritik war, dass die Telecom ihre Auszubildenden allem Anschein nach nicht hat gehen lassen, um sich an der Veranstaltung zu beteiligen.
Nach einigen Kundgebungen zogen die Demonstranten wieder Richtung Universität, wo die Veranstaltung offiziell beendet wurde.